Wieso echte Kollaboration so herausfordernd ist
Vermeidung einer toxischen Unternehmenskultur
Uber galt während des Tech-Booms als eines der erfolgreichsten Start-Ups. Doch 2017 erlebte das Unternehmen einen sehr öffentlichen Zusammenbruch, der auf eine toxische Unternehmenskultur zurückzuführen war. Infolgedessen wurden interne Untersuchungen eingeleitet, zahlreiche Mitarbeiter entlassen und der CEO Travis Kalanick trat zurück.
Es lassen sich viele Gründe für diese Krise identifizieren, doch besonders deutlich war der Mangel an Zusammenarbeit und Vertrauen, was zu einer Verschlechterung der Beziehungen und letztendlich zu einer toxischen Kultur führte. Ein Grund dafür waren widersprüchliche Botschaften.
Ein Problem bei Uber entstand durch die gemischten Signale, die einerseits das Streben nach individuellen Zielen und andererseits die Erreichung gemeinsamer Team- oder Unternehmensziele betrafen. Gründer Travis Kalanick etablierte eine „Gewinner-Mentalität“, bei der das Motto „Der Sieger bekommt alles“ galt. Erst unter CEO Dara Khosrowshahi wurden diese Werte durch inklusivere „kulturelle Normen“ ersetzt, die auf die Förderung gemeinschaftlicher Ziele ausgerichtet waren.
In der Reflexion über die Herausforderungen der Vergangenheit teilte Khosrowshahi in einem LinkedIn-Post mit: „(Der Wert von) ‚Zehentreten‘ sollte eigentlich dazu ermutigen, dass Mitarbeiter ihre Ideen unabhängig von ihrer Position oder ihrem Rang im Unternehmen äußern. Doch allzu oft wurde er als Ausrede genutzt, sich wie ein Arschloch zu verhalten.“ Er sagte damals: „Die Kultur und der Ansatz, die Uber dorthin gebracht haben, wo wir heute stehen, werden uns nicht auf die nächste Ebene bringen. Da wir uns von einer Ära des Wachstums um jeden Preis hin zu einem verantwortungsvollen Wachstum bewegen, muss sich auch unsere Kultur weiterentwickeln.“
In der Hinnahme des Scheiterns von Uber erkannte Khosrowshahi: „Wir waren zu sehr damit beschäftigt, zu gewinnen, zu reden, wie wir die Welt verändern könnten und dass uns nichts aufhalten würde. Als das Gewinnen aufhörte, war der Fall umso härter und das Unternehmen hatte nicht das nötige Fundament aufgebaut, um dem standzuhalten.“
Die neuen kulturellen Normen wurden gemeinschaftlich von 20 Arbeitsgruppen, bestehend aus Mitarbeitern, entwickelt. Dadurch entstand ein gemeinsamer Sinn für Zielsetzung und Vision.
5 Co-Kreation-Prinzipien für eine bessere Zusammenarbeit
Widersprüchliche Botschaften sind weit verbreitet und können sehr gefährlich sein.
Das Priorisieren des individuellen Erfolgs über die Bedürfnisse der Gruppe hat klare Konsequenzen. Oft zieht sich das Individuum zurück, wenn es das Gefühl hat, dass seine eigenen Interessen gefährdet sind. Der Fokus auf "Gewinnen um jeden Preis" kann nach hinten losgehen, wenn der Einzelne dies so versteht, dass er auf Kosten der Gruppe gewinnen muss.
Ein kollaborativer Co-Kreation-Ansatz, wie ihn Khosrowshahi verfolgte, kann jedoch dabei helfen, jede Organisation auf die Herausforderungen eines wettbewerbsintensiven Umfelds vorzubereiten.
Hier sind einige Prinzipien, die angewendet werden können, um eine bessere Zusammenarbeit zu fördern:
Aktuelle Werte und Praktiken prüfen: Überprüfen Sie, ob klare Übereinstimmungen bestehen und vermeiden Sie widersprüchliche Botschaften, die destruktiv wirken können.
Entgegengesetzte Anforderungen erkennen und besprechen: Gibt es konkurrierende Ziele? Seid ihr nur ein Team, das einzelnen Mitgliedern hilft, ihre eigenen Ziele zu erreichen, oder arbeitet ihr gemeinsam auf Teamziele hin? Klärt dies frühzeitig.
Keine Annahmen über die Regeln der Zusammenarbeit treffen: Haltet den Kontakt zur Realität und sorgt dafür, dass ihr ein realistisches Bild der Kollaboration habt, um Probleme schnell zu erkennen.
Nicht auf die falschen Aspekte der Zielerreichung konzentrieren: Vermeiden Sie, so sehr auf "Gewinnen um jeden Preis" fixiert zu sein, dass der eigentliche Zweck aus den Augen verloren wird.
Das Gesamtbild nicht ignorieren: Achten Sie auf die vielen Ebenen von „Teambuilding“. Schaffen Sie eine strategische und konstruktive Umgebung zur Teamentwicklung, die alle auf Erfolgskurs bringt.
Team-Building in echte Teamentwicklung übersetzen
Selbst vermeintliche „Kulturwandel“-Maßnahmen wie Teambuilding können kontraproduktiv wirken, wenn sie nicht effektiv umgesetzt werden. Es gibt einige Probleme, die angesprochen werden müssen, sowie Maßnahmen, die ergriffen werden können, um negative Effekte zu vermeiden.
Zunächst sollte man sich der künstlichen Realität bewusst sein, die bei vielen „Teambuilding“-Aktivitäten vermittelt wird. Diese sind oft als nichtssagende Ausdauerwettkämpfe oder „Wettläufe“ gestaltet, die aus dem Genre moderner Reality-TV-Shows stammen und hinterfragt werden sollten. Durch das Setzen eigener Erwartungen und Normen in Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden auf allen Ebenen der Organisation kann eine bessere Basis für den gemeinsamen Erfolg geschaffen werden.
Zweitens ist der sogenannte „Effervescence-Effekt“ zu berücksichtigen. Selbst die beliebtesten traditionellen Teambuilding-Aktivitäten bieten bestenfalls unterhaltsame Freizeitgestaltung. Wenn eine Gruppe gemeinsam an einer Aktivität teilnimmt, entsteht oft eine „kollektive Begeisterung“, die die Teilnehmenden mitreißt und vereint. Ohne jedoch eine gezielt geführte „Aha“-Lernerfahrung, die in die Aktivität eingebettet ist, wird diese temporäre Begeisterung kaum zu einer nachhaltigen Veränderung führen.
Unternehmen müssen das Konzept des „Teambuilding“ neu durchdenken und alternative Ansätze in Betracht ziehen, die wahre Zusammenarbeit ermöglichen. Nur so kann Zusammenarbeit zu einem konstruktiven, sinnvollen und umsetzbaren Ergebnis werden, das inklusives und nachhaltiges Wachstum fördert.
Dieser Artikel ist in Kollaboration mit unserem Partner Andrew Grant von Tirian Solutions aus Australien entstanden. Mehr über unsere Partner können Sie hier erfahren.